Fiat justitia – pereat mundus: Über die tödlichen Gefahren falscher Übersetzungen

Das Recht muss sich durchsetzen – auch wenn die Welt zu Grunde geht. Jeder Jurist hat diesen Satz schon im Studium gehört, ihn irgendwann einmal mit dem Prinzip der Rechtsstaatlichkeit identifiziert, als provozierende Übertreibung wahrgenommen (und so auch gebilligt) – und irgendwann zu den Akten gelegt. Geht man aber unter die Leute, hört man etwas ganz anderes: „Was für ein grober Unfug!“ sagen sie „keiner ist allein auf der Welt, auch ihr Juristen nicht, und ihr seid die letzten, an deren Sprüchen wir zu Grunde gehen werden. Weltfremde Bande!“. Diese Kritik habe ich immer als berechtigt empfunden, weil ich mit Friedrich Carl von Savigny meine juristische Arbeit immer als die Aufgabe betrachtet habe, der Wirklichkeit zu folgen und sie nicht durch ein Verhalten zu zerstören, das dem Gerechtigkeitsgedanken nur formal verpflichtet wäre. Hier stand das Modell des gelehrten Richters, der sein System durchsetzt, auf dem Prüfstand. In den USA, wo die Frage der Gerechtigkeit durch die Geschworenen entschieden wird, die gar keine juristische Ausbildung haben (dürfen), sieht man die Dinge seit jeher anders.

Aus dieser Unwissenheit hat mich Rainer Zaczyk (in: Festschr. f. Krause, 2006, S. 649). kürzlich befreit, denn sie wurzelte nur in meinen mangelhaften Lateinkenntnissen, die genauso unzureichend waren, wie die der Ankläger aller Juristen, denen wir dieses Sprichwort verdanken.

Volltext als PDF im Anhang.

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Benno Heussen - Fiat justitia pereat mundus - ZRP 2011 91744 1.pdf56.31 KB