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Künstliche Intelligenz im Verfahren der Rechtsgewinnung – Eine Einführung in die Grundlagen
*Zwischen März 2023 und Oktober 2023 habe ich ChatGPT (OpenAI) dreimal auf seine Leistungsfähigkeit im Bereich rechtlicher Recherchen untersucht und bin dabei auf einige Grundlagenprobleme gestoßen, die unten im Abschnitt Testversuche näher dargestellt sind. 2024 hat Beck online mit »Frag den Grüneberg« das BGB mit einer KI-Suchfunktion ausgestattet. Die Ergebnisse der ersten Tests sind sehr viel besser als in den Testversuchen von einem Jahr, weil die KI anhand des Werkes trainiert worden ist.1 Hervorzuheben ist, dass hier auch Quellen und Querverweise angegeben werden, die – von Ausnahmefällen abgesehen – richtig sind. Man wird sie immer noch zusätzlich überprüfen müssen, aber das war auch bisher schon so. Wenn auch weitere Rechtsgebiete auf diesem Niveau trainiert werden, hätten wir endlich bessere Datenbanken für die juristische Arbeit. Was nichts an der Tatsache ändert, dass die Grundlagenprobleme bleiben.
- *. Erstveröffentlichung: RPhZ (Zeitschrift für die Grundlagen des Rechts) IV/2023, aktualisiert im Februar 2025. Ich danke Herrn Dr. Eric Schulz, Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik (Tübingen) für technologische Informationen Im Interview vom 20.02.2023; ferner Simón Maturana für eine kritische Durchsicht der Schlussfassung und seine Anregungen.
- 1. Michael Beurskens: Wer dumme Fragen stellt, bekommt auch dumme Antworten, LTO, 13.12.2024; Carsten Schier: Hilfreich, aber ausbaufähig, LTO, 08.01.2025.
Die Ur-Grammatik des Rechts – Auf der Suche nach den biologisch-psychologischen Wurzeln des Rechts
*Die biologische und psychologische Forschung zeigt uns in den letzten Jahren ein neues Bild von den Rahmenbedingungen, unter denen wir (auch) bei rechtlichen Konflikten Entscheidungen treffen. Wir reagieren in genetisch fest verankerten Verhaltensmodellen, die uns in vieler Hinsicht mit Tieren (nicht nur Primaten) verbinden und selbst die psychologischen Varianten (die sich kulturbedingt entwickeln), folgen Stereotypen, die uns überraschen. An einem politisch aktuellen Beispiel – der Angst vor Fremden – lässt sich belegen, dass unsere kulturellen Konstruktionen – darunter vor allem ethische Regeln und normative Systeme – unübersehbare Beziehungen zu unseren biologischen und psychologischen Wurzeln haben; und wir verstehen, wie schwierig es ist, sich mit solchen Regeln gegen unsere instinktiven Reaktionen zu stemmen. Die nähere Analyse zeigt, wie wertvoll dieses Material ist, um das Recht als soziales Phänomen tiefer zu verstehen.1
- *. Neu durchgesehene Fassung. Erstveröffentlichung in der Zeitschrift für Rechtsphilosophie RphZ 3/2018, 294 - 322.
- 1. Dieser Text lebt von vielfältigen Anregungen, Ideen und Korrekturen von Prof. Dr. Andreas Elepfandt (em. Prof. Institut für Biophysik, Humboldt-Universität, Berlin) und Prof. Dr. Eckart Voland (em. Prof. für Philosophie der Biowissenschaften an der Justus-Liebig-Universität Gießen). Prof. Dr. Michael Tomasello (Co-Direktor am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig), Prof. Dr. Gerd Gigerenzer (Direktor der Abteilung Adaptives Verhalten und Kognition und Direktor des Harding-Zentrum für Risikokompetenz, Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin) und Prof. Dr. Marco F.H Schmidt (Leiter der Forschungsgruppe Developmental Origins of Human Normativity, Fakultät für Psychologie und Pädagogik, LMU München) haben freundlicherweise einen Blick in frühere Entwürfe geworfen.
Das Kindergeld in der familienrechtlichen Praxis
Welcher Elternteil erhält Kindergeld? Was gilt nach Trennung der Eltern? Welche Mitwirkungspflichten bestehen? Was gilt, wenn das Kind das 18. Lebensjahr vollendet hat? Kann Kindergeld zurückgefordert werden? Gibt es Rückzahlungserleichterungen? Kindergeld ist eine steuerliche Leistung, es gehört daher zum Steuerrecht. Gerade steuerrechtliche Regelungen sind jedoch starr und gehen des Öfteren an der Lebenswirklichkeit vorbei. Eine Anpassung des eigenen Verhaltens an die gesetzlichen Vorschriften ist erforderlich. Voraussetzung dafür ist die Kenntnis der gesetzlichen Systematik, um die es im folgenden Beitrag gehen soll.