Apperio – Eine PaaS-Lösung für Rechtsabteilungen
Apperio ist eine Platform as a Service (PaaS) aus London, die gleich drei Anwendungen für Rechtsabteilungen von Unternehmen online vereinen möchte: Das Tracking von Rechtsausgaben (Legal Spend Management), ein CRM (Customer Relationship Management) für die Arbeit mit Anwaltskanzleien und das Anbieten von Rechtsaufträgen.
Die von Nicholas d'Adhemar mit 500.000 US-Dollar durch Seed Funding gegründete Plattform, die zunächst Legal Tender hieß, sieht vor allem zwei Probleme von Unternehmen: Zum einen eine mangelnde Transparenz hinsichtlich der Rechtskosten und bei der Auswahl von geeigneten Kanzleien, zum anderen das fehlende Tracking von Rechtskosten; Unternehmen würden oft zu viel zahlen oder ungeeignete Kanzleien beauftragen. Apperio möchte deshalb Unternehmen ermöglichen, vom Pitch bis zum Abschluss Beziehungen zu Rechtsanwaltskanzleien zu managen und zu optimieren.
Die Kernfunktionen der Plattform lauten daher Track, Manage und Tender. Im Trackingbereich (Analytics) werden alle Kostendaten übersichtlich dargestellt. Sobald eine beauftragte Kanzlei neue Kosten eingibt, erscheinen diese dem Unternehmen. Das Unternehmen soll dadurch nicht nur einfacher nachvollziehen, wie und wann Rechtskosten entstanden sind, sondern vor allem auch sofort Alarmsignale erhalten, sobald eine Kostenschwelle erreicht ist. Zudem lassen sich die Anwaltskosten im Vergleich zu anderen Kanzleien vergleichen. Im Managementbereich lassen sich Rechtsprojekte mit bestehenden oder neuen Kanzleien verwalten. Neue Kanzleien können direkt unter den bei Apperio registrierten ausgewählt werden. Im Tenderbereich kann das Unternehmen auch an eben diese bei Apperio registrierten Rechtsanwaltskanzleien ein neues Rechtsprojekt ausschreiben oder durch das Ausfüllen von Formularen für den Job geeignete Kandidaten angeboten bekommen. Im Falle der Ausschreibung kann das Unternehmen zwischen den standardisierten Geboten der verschiedenen Kanzleien nach Preis, Erfahrung und geplanter Beratungsdauer vergleichen.
Hinsichtlich möglicher Kosten ist Apperio in eigener Sache weniger transparent. Preise sind nicht aufgelistet; dass es kostenlos ist, auch nicht. Bei der Registrierung als Unternehmen müssen jedenfalls nur die Daten eingegeben werden und anschließen ist man auch schon sofort eingeloggt und bekommt im Gegenzug eine kurze Bestätigungsmail. Die Registrierung als Anwaltskanzlei erfolgt ebenfalls mit der einfachen Eingabe der Daten, wird jedoch erst mit der Freigabe durch Apperio abgeschlossen.
Im internen, eingeloggten Bereich ist Apperio sehr aufgeräumt, schlicht im Sinne von nicht überladen, und intuitiv zu verstehen. Es gibt die drei Menübereiche Projects, Analytics und Dashboard, in dem die ersten beiden Menüpunkte vereint sind. Im Analyticsbereich dominieren grafische Elemente, die die Kostenentwicklung zeigen. Unter Projects lässt sich in vier Schritten ein neues Projekt erstellen.
Was für die Nutzung der Plattform durch Unternehmen spricht, ist vor allem die einfache und übersichtliche Verwaltung von Rechtsprojekten, die dezentrale Erfassung von Kosten in Echtzeit sowie die Möglichkeit, durch Reports und Vergleiche Kosten zu senken. Dagegen spricht, dass diese Daten aus der alleinigen Hand gegeben werden und man auf die Zuverlässigkeit der Plattform hinsichtlich der Stabilität und Technik anwiesen ist. Ein Vorteil für Anwaltskanzleien ist, dass sie ihre Dienste durch Gebote anbieten können oder im Falle eines Treffers ausgewählt werden; der Nachteil besteht darin, dass die eigenen Kosten, die eigene Erfahrung und die benötigte Zeit für Aufträge mit anderen Kanzleien verglichen werden und man womöglich schlechter dasteht.