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Statistics on global legal services market size

This interactive line chart shows the global legal services market size by country since 2008 as revenue in billion USD.

Machiavelli in Harvard – Intelligentes Konfliktmanagement

Niccolò Machiavelli (* 3. Mai 1469 in Florenz, Republik Florenz; † 21. Juni 1527 ebenda) war in der Stadtrepublik von Florenz, die von Piero Soderini geführt wurde, dessen rechte Hand in allen Fragen der Außenpolitik. Die Harvard University in Cambridge, Massachusetts, wurde etwa hundert Jahre später gegründet (1636). In ihrer Law School entwickelten drei ihrer Professoren, Roger Fisher, William Ury und Bruce Patton ab 1979 das Harvard Negotiation Project1 (Harvard-Verhandlungsmodell). Es wurde angeregt von schwierigen außenpolitischen Situationen, in denen sich die Regierungen der USA befanden und besteht aus einer Reihe miteinander verbundener Prozesse, die das Ziel haben, politische Verhandlungen besser zu strukturieren, als man es bisher kannte. Schon damals hätte man auf die Kenntnisse von Niccolò Machiavelli zurückgreifen können, die er in einer Reihe von Büchern aus eigener Erfahrung niedergelegt hatte. Viele der Empfehlungen, die in Harvard entwickelt worden sind, decken sich mit seinen eigenen Ratschlägen. Das vorliegende Buch zeigt diese Parallelen an vielen Stellen auf. So wird ein Werkzeug für intelligente Konfliktlösung entwickelt, das nicht nur in politischen Krisen, sondern auch bei allen Arten von Verhandlungen im wirtschaftlichen und kulturellen Bereich – ja sogar bei persönlichen Konflikten – von Nutzen ist. Das Buch kann auch als E-Book runtergeladen werden.

Krieg oder Frieden? – Russlands Angriff auf die Ukraine

*»Life ... is a tale told by an idiot, full of sound and fury, signifying nothing.«1

Unerträgliche Gesetze: Renaissance des Naturrechts?

In jüngerer Zeit wird in der politischen Debatte die Berufung auf die Verfassung immer häufiger kritisiert, wie etwa in dem spektakulären Fall des Luftsicherheitsgesetzes, aber auch in der Diskussion über Obergrenzen im Asylrecht. Gestützt durch neue Medien entwickeln sich neue Diskussionsformen, in denen der Gerechtigkeitssinn der Diskussionsteilnehmer in den widersprüchlichsten Formen Ausdruck findet. Wie kann das Recht darauf reagieren?

Fiat justitia – pereat mundus: Über die tödlichen Gefahren falscher Übersetzungen

Das Recht muss sich durchsetzen – auch wenn die Welt zu Grunde geht. Jeder Jurist hat diesen Satz schon im Studium gehört, ihn irgendwann einmal mit dem Prinzip der Rechtsstaatlichkeit identifiziert, als provozierende Übertreibung wahrgenommen (und so auch gebilligt) – und irgendwann zu den Akten gelegt. Geht man aber unter die Leute, hört man etwas ganz anderes: „Was für ein grober Unfug!“ sagen sie „keiner ist allein auf der Welt, auch ihr Juristen nicht, und ihr seid die letzten, an deren Sprüchen wir zu Grunde gehen werden. Weltfremde Bande!“. Diese Kritik habe ich immer als berechtigt empfunden, weil ich mit Friedrich Carl von Savigny meine juristische Arbeit immer als die Aufgabe betrachtet habe, der Wirklichkeit zu folgen und sie nicht durch ein Verhalten zu zerstören, das dem Gerechtigkeitsgedanken nur formal verpflichtet wäre. Hier stand das Modell des gelehrten Richters, der sein System durchsetzt, auf dem Prüfstand. In den USA, wo die Frage der Gerechtigkeit durch die Geschworenen entschieden wird, die gar keine juristische Ausbildung haben (dürfen), sieht man die Dinge seit jeher anders.

Aus dieser Unwissenheit hat mich Rainer Zaczyk (in: Festschr. f. Krause, 2006, S. 649). kürzlich befreit, denn sie wurzelte nur in meinen mangelhaften Lateinkenntnissen, die genauso unzureichend waren, wie die der Ankläger aller Juristen, denen wir dieses Sprichwort verdanken.

Die blinde Jagd nach der Gerechtigkeit

*Die Menschen jagen nach der Gerechtigkeit wie nach einem »flüchtigen Wild«, wie schon Platon im Gespräch mit seinen Schülern erkannt hat:

»Nun also Glaukon müssen wir wie Jäger den Busch rings umstellen und darauf achten, dass uns die Gerechtigkeit nicht etwa entschlüpfe und dann, wenn sie einmal verschwunden ist, nicht wieder zum Vorschein komme. Denn offenbar ist sie hier irgendwo. Sieh also zu und gib dir Mühe, ob Du sie etwa eher als ich erblicken und mir anzeigen kannst…… Freilich……scheint mir der Ort gar unzugänglich und überwachsen, wenigstens ist er dunkel und schwer zu durchstreifen; aber wir müssen dennoch gehen«.1

  • *. Veröffentlicht in Zeitschrift für Rechtspolitik 4/2019 Seite 124.
  • 1. Platon, Werke in acht Bänden (Griechisch und Deutsch), Vierter Band: Der Staat (Politeia), Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1971, Rn. 432 c, Seite 319.

Weisungen von Mandanten gegenüber ihren Rechtsanwälten – Berufsethische Überlegungen

Weisungen von Mandanten gegenüber ihren Rechtsanwälten sind so alltäglich, dass kaum ein Anwalt sich Gedanken darüber macht, wie er sich in rechtlicher Hinsicht dazu verhalten soll. Das Gleiche gilt für Weisungen der Korrespondenzanwälte oder der Syndikusanwälte gegenüber Kollegen, die zum Beispiel vor Ort einen Prozess führen oder einzelne Aufgaben im Rahmen eines Mandats übernehmen. Dabei verdient das daraus resultierende Spannungsfeld zwischen der Freiheit des Rechtsberaters und den berechtigten Interessen seines Auftraggebers besondere Aufmerksamkeit, zumal es sich dabei vor allem um eine Frage der Berufsethik handelt.

Europa als Fusionsprojekt

*Die Idee der europäischen Einigung ist eine der Einsichten, die wir aus dem Zweiten Weltkrieg gewonnen haben. Sie begann mit der Vorstellung einer Wirtschaftsgemeinschaft, die sich zunächst nur auf Eisen und Stahl erstrecken sollte, dann aber auf die Beseitigung aller Zollgrenzen und anderer nicht tarifärer Hindernisse. Danach rückten die europäischen Länder die heute der Europäischen Union angehören, in mehreren Schritten immer näher aneinander – einige Bereiche wie die Finanzpolitik und die Steuerpolitik ausgenommen. Trotz vieler Schwierigkeiten wurden die Landesgrenzen durchlässig, der Euro eingeführt und eine politische Einheit Europas diskutiert. Der Beitritt früherer Ostblockländer, der Austritt Großbritanniens, und rechtspopulistische Entwicklungen in vielen europäischen Ländern ändern diese Diskussion und führen zu neuen Überlegungen über ein mögliches »Europa der Vaterländer«. Es lohnt sich, darüber nachzudenken, was die politische Einigung Europas mit typischen Firmenfusionen zu tun hat.

  • *. Neu durchgesehene und ergänzte Fassung. Erstveröffentlichung in: Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken; Klett-Cotta, Stuttgart; Heft 755. Jahrgang (April 2012), 297 ff.

Richterliche Berufsethik aus der Sicht eines Rechtsanwalts

Der Begriff Berufsethik fasst bezogen auf den Richter alle denkbaren Wertmaßstäbe zusammen, die außerhalb von Gesetz und Rechtsprechung verwendet werden, um die unvermeidlichen Widersprüche zwischen den Anforderungen des Amtes und den individuellen Werten auszugleichen, die ein Richter für seine Entscheidungen entwickelt hat. Solche ethischen Regeln erfassen das private wie das berufliche Verhalten eines Richters. Sie stehen in Wechselbeziehung zu den Grundsätzen anwaltlicher Berufsethik und werden hier aus dieser Perspektive betrachtet.

Marinetti, Adrià, Myhrvold – Über Schönheit und Schrecken der Modernist Cuisine

*»Um zu leben muss umgebracht werden. Das kann die Maus sein, die von der Katze gefressen wird, oder die Pflanze, die wir als Gemüse verspeisen. Deshalb sage ich, die Kunst hat, alten Opferritualen vergleichbar, die Aufgabe, uns zu entsühnen von der Schuld, die wir auf uns laden, in dem wir leben.«
(Hans J. Syberberg)

  • *. Eine Kurzfassung wurde unter dem Titel »Marinetti, Adrià und die Dokumenta 12« veröffentlicht im: Merkur – Deutsche Zeitschrift für Europäisches Denken – 2018, Heft 825, Seite 44-54.