Irritationen am Rand des Todes – Über rechtliche Konflikte bei der Sterbehilfe
»Es schlägt! es schlägt! es schlägt – jetzt nicht mehr«1
Wer um seinen Tod weiß, spürt vielleicht gerade dann den Wunsch nach Freiheit. Diese Freiheit unterscheidet uns von den Tieren, die – nach dem derzeitigen Stand der Forschung – weder Selbstgespräche führen noch Selbstmord begehen können. Unsere biologischen Wurzeln beeinflussen jede unserer Handlungen: Im Alter, wenn die Möglichkeit zur Fortpflanzung entweder genutzt oder verstrichen ist, wächst das Einverständnis damit, dass wir die Erde verlassen müssen. In vielen Fällen haben wir guten Grund, es uns zu wünschen. Dazu gehört die Erfahrung, wie unsere Freunde wegsterben und langsam unsere soziale Umgebung immer weiter erodiert (denn neue Greise interessieren uns nicht). Die Krankheiten werden erst lästig und dann brutal. Einige große Geister werden kindisch, andere rollen noch herum und vergessen ihr Leben und sich selbst. Die noch möglichen Erfahrungen werden immer geringer und wir erkennen (wenn auch mühsam): Nur die Hoffnung auf neue, bessere oder zumindest andere Erfahrungen hat uns am Leben gehalten.
Volltext als PDF im Anhang.
- 1. Letztes Wort Albrecht von Hallers (1708–1777). Einer der Begründer der wissen- schaftlichen Medizin maß noch in den letzten Sekunden seines Lebens den Puls (Zit. n. Karl Guthke, Letzte Worte. München: Beck 1990).
Anhang | Größe |
---|---|
Benno Heussen - Irritationen am Rande des Todes - Merkur 11 2015.pdf | 883.91 KB |